Erstellt am: 13.04.2019
Acht der elf Spielerinnen des VC Kanti leben im Neuhauser Oberdorf zusammen in einem Mehrfamilienhaus. Eine Heimat auf Zeit, ist es doch jeden Frühling unklar, ob die Jahres-Verträge der Volleyball-Profis verlängert werden.
Text Saskia Baumgartner / Bild Michael Kessler
Stellen Sie sich vor, Sie gehen nach einem anstrengenden Arbeitstag nach Hause und dort erwarten Sie – Ihre Arbeitskollegen. Sie würden sich also nicht nur im Büro sehen, sondern auch in der gemeinsamen Küche und im Wohnzimmer.
So geht es den Spielerinnen des VC Kanti Schaffhausen. Acht der elf Volleyball-Profis leben in Neuhausen zusammen in einem Haus. Dieses ist aufgeteilt in zwei 2er-Wohngemeinschaften, eine 3er-Wohngemeinschaft und eine Einzelwohnung. In Letzterer wohnt Karla Klaric. «Als ich in die Schweiz kam, wusste ich zunächst gar nicht, dass wir alle zusammen wohnen werden», sagt die Kroatin. Sie finde die Gemeinschaft aber schön. Man könne sich gegenseitig helfen, wenn eine mal was brauche. Und sei es nur, um die Mikrowelle der anderen zu benutzen.
Verein bestimmt, wer miteinander lebt
Welche Spielerinnen zusammen in welcher Wohnung leben, entscheidet zum Saisonstart der Verein. Und er habe dabei ein gutes Händchen gehabt, heisst es bei den Spielerinnen. Ohnehin würden sich alle gut miteinander verstehen.
Wenn man mal genug voneinander habe, sei das auch kein Problem, habe doch jede ihr eigenes Zimmer. «Zudem weiss jede sich in ihrer Freizeit zu beschäftigen», sagt Angela Veerman-Lowak. «Während die einen unterwegs sind, kommt es vor, dass man das Appartement ganz für sich hat.» Die US-Amerikanerin nutzt ihren freien Tag pro Woche gerne für Ausflüge. «Zuletzt war ich in Zermatt», sagt Veerman-Lowak. «Es ist zwar sehr touristisch, aber es ist auch aus gutem Grund beliebt, es ist wirklich schön dort.» Überhaupt sei das Reisen in der Schweiz sehr angenehmen. Der öffentliche Verkehr sei gut ausgebaut und pünktlich und die Distanzen im Land seien sehr kurz. Das komme einem natürlich auch an Spieltagen entgegen. «Ich habe mal in Rumänien gespielt, da waren wir 15 Stunden zu den Spielen unterwegs», sagt Klaric. «Dagegen sind die Anfahrtszeiten hier nichts.»
In Schaffhausen und in der Region fühlen sich die Spielerinnen wohl. «Es ist ein schöner, kleiner Ort zum Leben», sagt Jessica Wagner. Man könne auch etwas unternehmen, mal einen Kaffee trinken oder ins Kino gehen, so die US-Amerikanerin. Zudem sei die Unterstützung der Volleyball-Fans sehr gut. «Es kommen oft die gleichen Leute, um uns spielen zu sehen, was sehr schön ist», pflichtet Veerman-Lowak bei.
Zwei Trainingseinheiten am Tag
Volleyball bestimmt den Tagesablauf der Spielerinnen. Sie trainieren fast jeden Tag, jeweils morgens und nachmittags ein bis zwei Stunden lang. Dazwischen sei es wichtig, sich auszuruhen. Aber es bleibt dennoch Zeit, um sich anderweitig zu beschäftigen.
Manche der Spielerinnen studieren oder machen eine Ausbildung. So etwa Klaric, die ein Online-Studium in Kroatien macht. «Ich studiere Kinesiologie, diesen Sommer mache ich hoffentlich den Abschluss, das ist mein grosses Ziel.» Nebenher zu studieren sei nicht einfach, aber Fern-Unis und Online-Studien machen es möglich. Korina Perkovac, eine der vier Schweizerinnen im Team, lebt hingegen in Basel, wo sie Pharmazie studiert, und pendelt nach Schaffhausen. Veerman-Lowak und Wagner hingegen hatten ihr Studium bereits abgeschlossen, bevor sie nach Schaffhausen kamen.
Letzte Spiele, letzte gemeinsame Tage
Noch eine Woche leben die Frauen sicher zusammen im VC-Kani-Haus. In den kommenden Tagen und Wochen entscheidet sich, ob die einzelnen Verträge verlängert werden. Jeweils nur zu wissen, wo man sich eine Saison lang befindet – kann man sich unter solchen Voraussetzungen an einem Ort überhaupt richtig zuhause fühlen? Es sei manchmal schwierig, sagt Veerman-Lowak: «Es hilft aber, wenn man sich engagiert, um Teil der Gemeinschaft zu werden.» Sie und Kateřina Holásková aus Tschechien engagieren sich beispielsweise freiwillig in der International School, helfen dort beim Unterricht.
Diesen Sonntag um 18 Uhr steht in der BBC-Arena das letzte Heimspiel der Saison an. Dies im Rahmen des Play-offs um Rang drei gegen TS Volley Düdingen. Nächste Woche werde es auf jeden Fall eine gemeinsame Abschiedsparty geben, bevor es für manche der Spielerinnen dann in ein neues Team und ein neues Land geht.
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