Der VC Kanti hat sich 2017/18 unter die ersten vier vorgearbeitet, weil Trainer Nicki Neubauer in seinem breiten Kader mehrere Optionen hat. So auch auf der Zuspielposition mit Caila Stapleton (24) und Vivian Guyer (19).
Hans Christoph Steinemann
Vor allem im letzten Herbst, als die Topskorerin Chantale Riddle noch dabei war – leider verletzte sie sich im Dezember am Fuss schwer –, verfügte der VC Kanti über einige Varianten, die es dem Kanti-Coach Nicki Neubauer ermöglichten, die Gegner im Ungewisssen zu lassen. Liess er mit Zuspielerin Caila Stapleton, der 23-jährigen US-Amerikanerin aus Südkalifornien, spielen, so musste gemäss LAS-Regel (mindestens zwei Schweizerinnen auf dem Feld) neben der Mittelblockerin Nina Lutz eine zweite Schweizerin in der Abnahme/Aussenangriff zum Einsatz kommen. Das waren Elise Boillat, Anja Lutz oder, wenn sie da war, Korina Perkovac. Klappte das für einmal nicht wie gewünscht, brachte Neubauer die junge Zürcher Oberländerin Vivian Guyer als Passeuse und dazu mit Angela Lowak eine schlag- und abnahmestarke Angreiferin auf der Aussenposition. Diese Wechsel funktionierten bestens innerhalb von einzelnen Sätzen, damit konnten die Schaffhauserinnen immer wieder auch einmal eine Wende zu ihren Gunsten erzwingen.
Doch mit dem Ausfall von Chantale Riddle wurde dies weit schwieriger, denn nun musste eine andere Akteurin die verwaiste Diagonalposition einnehmen – dafür kamen Natalia Cukseeva, Angela Lowak oder im Verlauf der Rückrunde öfters auch Mittelblockerin Katerina Holaskova in Frage. Das liess Trainer Neubauer weniger Varianten bei kurzfristigen Änderung im Zuspiel. Und es machte auch die Besetzung der beiden «Schweizer Plätze» komplizierter für ihn. Die Zuspielerinnen teilten sich indes die Spielzeit in etwa 50 zu 50 Prozent auf, sagt Caila Stapleton, welche die Zusammenarbeit mit Vivian Guyer als sehr gut bezeichnet. «Wir unterstützen einander, wo wir können, natürlich auch im Training. Wir sind ein gutes Team, und es ist wichtig für den Trainer, dass er in einem Spiel auch mal etwas Neues ausprobieren kann», betont Stapleton, für die der VC Kanti nach einer kurzen Zeit im vergangenen Winter in Akureyri auf Island die zweite Auslandstation ist. Vorher hatte sie an der Universität in San Diego Kunst und Geschichte studiert und im Uni-Team Volleyball auf höchstem Niveau gespielt.
Die Zukunft liegt bei Vivian Guyer
Eine ganz andere Herkunft hat Vivian Guyer, die im Zürcher Oberland aufgewachsen ist, im Sommer ihre Lehre als Hochbauzeichnerin abschliesst und 2016 von Volley Toggenburg zum VC Kanti wechselte. In ihrer zweiten Saison in Schaffhausen machte sie unter Nicki Neubauer grosse Fortschritte und ist selbst erstaunt, wie viel sie zum Einsatz kam: «Ich habe diese Saison mehr gespielt als ich mir das erhofft hatte», sagt Vivian Guyer, die sehr viel von der fünf Jahre älteren Caila Stapleton und ihrer Erfahrung profitieren kann, wie sie herausstreicht. Auf sie wird Trainer Neubauer auch in Zukunft setzen, wie er immer betonte. Sie absolviert nach dem Lehrabschluss ab dem Sommer ein Jahr lang die technische BMS in Schaffhausen und wird dadurch auch mehr Flexibilität bei den Trainings bekommen.
Eine junge Schweizerin als umsichtige Regisseurin, zu der sie sich in den zwei letzten Saison entwickelt hat, nimmt auch den Druck bei der Besetzung der zweiten «Schweizer Position». Mit der für die nächsten zwei Jahre verpflichteten Korina Perkovac hat der VC Kanti auch diesbezüglich nun eine Variante mehr. Bei Caila Stapleton ist die Zukunft noch komplett offen, sie schaut sich nach der Saison erstmals noch etwas die schöne Schweiz an und reist dann nach Hause an die Strände von Südkalifornien, um später zu entscheiden, ob und wie es volleyballerisch für sie weitergeht.
Die nahe Zukunft bringt für beide mit den Spielen um die Bronzemedaille (zuerst am Samstag zu Hause) gegen Düdingen nach den tollen Siegen in Neuenburg vorerst zwei oder drei weitere Höhepunkte. Und die könnten wie die Partien gegen NUC durchaus sehr ausgeglichen verlaufen. Die Niederlagen gegen Volero seien abgehakt, und der Ehrgeiz und die Motivation, die gute Saison noch zu krönen, die sind bei Vivian Guyer und Caila Stapleton riesig. Es werde sicher, ähnlich wie schon gegen NUC, nochmals emotional werden, auch wegen Johanna, Chantale und Nicki, die letzte Saison noch in Düdingen spielten.
Play-off-Runde um die Bronzemedaille
In einer Best-of-3-Serie spielen Düdingen und der VC Kanti, um Platz 3. Die Serie beginnt morgen (17.30 Uhr) in der BBC-Arena. Die Spiele 2 und 3 finden in der Sporthalle Leimacker in Düdingen FR statt: Mittwoch, 18.4., und ev.Mittwoch, 25.4.
Unbändige Freude bei Vivian Guyer und Caila Stapleton nach dem zweiten 3:2-Sieg in Neuenburg.
BILD WERNER SCHLÄPFER