Aus der Bahn, hier kommt ein Hammer: Angela Lowak hängt sich in jedem Spiel voll rein, hier schreit sie ihre ganze Energie positiv raus für einen Punkt.
Der VC Kanti muss heute in der BBC-Arena gegen Köniz punkten, um den Vorsprung auf Verfolger Neuenburg zu wahren. Und dann steht morgen auswärts der Cuphalbfinal gegen NUC an. Angreiferin Angela Lowak ist eine der Leistungsträgerinnen bei den Schaffhauserinnen.
Reinhard Standke
VOLLEYBALL. Plötzlich ging alles ganz schnell: Im letzten Mai konnte die inzwischen 24-jährige Angela Lowak nicht nur den Abschluss ihres Studiums (Supply Chain Management), sondern auch die Unterzeichnung ihres ersten Profivertrages als Volleyballerin feiern. «Ich hatte sie schon früher beobachtet», sagt Kanti-Trainer Nicki Neubauer, der im letzten Frühjahr Kontakt mit Lowak aufnahm. Die Chance müsse sie nutzen, empfahl ihr Agent, und die Texanerin tat wie angeraten. Angefangen mit Volleyball hat Angela Lowak im Alter von acht Jahren. «Ich habe alles probiert», berichtet sie über ihre sportliche Vergangenheit, bei der sie ihre Mutter unterstützte. «In Basketball und Leichtathletik war ich in jungen Jahren besser, für Volleyball brauchte es Zeit», erinnert sich die 1994 geborene Spielerin. Zu Highschool-Zeiten, im Alter von 16 Jahren, meinte ihr Coach, sie könne auf dem Level von Universitätsteams spielen. «Dies machte ich dann zu meinem Ziel.» Bevor es dazu kam, sollte Lowak in den Jahren 2009, 2010 und 2011 für die amerikanische Jugendnationalmannschaft selektioniert werden. Ab 2012 spielte Angela Lowak für die Texas A&M University in College Station (Agriculture und Mechnical Engineering) in der höchsten NCAA Division.
Aufgewachsen in Texas Von Beginn an erhielt sie diverse Auszeichnungen, doch nach der Saison 2015 bricht die Auflistung der Highlights in ihrer Karriere ab: Lowak erlitt im September eine langwierige Verletzung im linken Knie und befürchtete schon, sie würde nie wieder spielen können. Erst im Januar 2017 konnte sie im Kraftraum wieder mit Trainings beginnen, spielte in der Folge aber nicht in einem Team. Dennoch führte sie der Weg nach Schaffhausen. «Angela führt sich hier extrem wohl», weiss Trainer Neubauer, was die Spielerin mit einem strahlenden Lächeln bestätigt. Aufgewachsen ist sie im texanischen New Braunfels, rund 50 km von Austin entfernt. Im von deutschen Einwanderern an den Flüssen Comal und Goudeloupe River gegründeten Städtchen (74 000 Einwohner) sind noch Fachwerkhäuser zu finden, Ende Oktober findet das grosse Wurstfest mit Masskrugstemmen statt. «Ich bin gerne outdoor», sagt Lowak zu ihren Hobbys. Im Sommer könnte man sie so beim Wandern auf dem Randen oder mit dem Gummiboot auf dem Rhein antreffen. Neben ihrer Volleyballkarriere und ihrem Studium habe sich die Sportlerin bei diversen Hilfsprojekten im Ausland als freiwillige Helferin engagiert, berichtet der VC Kanti bei der Vorstellung von Lowak.
Neubauer mit gutem Riecher
Zurück zum Volleyball: «Es macht extrem Spass, mit ihr zu arbeiten, aus Trainersicht ist es ein Traum», lobt Nicki Neubauer. «Sie ist technisch noch nicht ausgereift, versteht aber, was man von ihr will, und hat viel gelernt. Angela ist super sportiv, energiegeladen und hilft dem Team», so der Kanti-Trainer weiter. «Ich hatte einen guten Riecher, sie ist eine wertvolle Spielerin.» «Nicki pusht uns jeden Tag, er glaubt an uns», sagt die Spielerin, die sich für den Teamsport begeistert. «Man hat die Chance, als Team zu gewinnen, auch wenn man mal nicht so gut spielt. Diese Spiele bringen uns weiter», erklärt Lowak. Was gibt ihr den Kick? «Ich mag den Angriff, aber ein Block, das ist es. Ein guter Block gibt dem Team mehr Power.»
Doppelspieltag
Die zwei Spiele vom Wochenende müsse Kanti gewinnen, das Team müsse das Momentum aufbauen. «Köniz blockt gut. Unsere Erfolgschancen hängen von uns ab, wir müssen uns auf uns konzentrieren. Das Team ist fähig dazu», meint Angela Lowak zum heutigen NLA-Spiel (BBC-Arena, 17.30 Uhr). Genau 24 Stunden später steht der VC Kanti nach der Saison 2012/13 wieder im Cuphalbfinal. Im letzten Monat haben die Schaffhauserinnen auswärts zweimal beim Gegner Neuenburg verloren. «NUC ist gut drauf, wir wissen, wie wir spielen und kämpfen müssen. Wir haben zuletzt Fortschritte gemacht, ein Sieg ist möglich», hofft nicht nur Lowak auf einen Finaleinzug. Dies auch ohne die verletzte Chantale Riddle, die in der Topscorertabelle von Swiss Volley noch als beste Kanti-Spielerin geführt wird.