Erstellt am: 26.01.2018
Mit Trainer Nicki Neubauer (40) ist auch der Erfolg zum VC Kanti zurückgekehrt. Der gebürtige Thüringer und in Feldkirch wohnhafte
Volleyball-Ausbildner hat die Schaffhauserinnen auf den 4. Zwischenrang gebracht. Die entscheidende Phase der Saison beginnt aber erst.
Hans Christoph Steinemann
Zwei Drittel der Qualifikationsrunde sind absolviert, der VC Kanti liegt auf Rang 4 mit immer noch klarem Vorsprung vor dem Fünften Neuenburg UC. Vor der Saison hätten Sie für diese gute Zwischenbilanz sehr gerne unterschrieben, oder?
Nicki Neubauer: Ja, absolut. Wenn wir jetzt einen Schlussstrich ziehen würden, dann wären wir absolut zufrieden. Aber wir stecken in der Mitte der Saison, und die im Herbst geweckten Erwartungen können wir nach dem Ausfall von Chantale Riddle, unserer Topskorerin, nicht mehr so halten wie vor ihrem Ausfall. Dadurch sind wir jetzt wieder in einem Prozess, in dem es gilt zu lernen und Sachen neu zu machen. Klar, mit dem Stand von Ende Januar können wir absolut zufrieden sein. Zum einen mit den Ergebnissen, zum anderen aber auch mit dem Auftreten des Teams. Da hat sich einiges geändert, und wir sind auf einem guten Weg.
Die Verbesserung gegenüber den Vorsaisons ist mit Ihnen als Trainer sehr deutlich zu sehen und zu spüren. Was haben Sie denn anders – und besser gemacht?
Neubauer: Bestimmt haben wir einige Sachen anders gemacht, ob wir sie auch besser machen, kann ich nicht beurteilen, weil ich nicht genau weiss, was vorher passiert ist. Wir haben probiert, die Mannschaft so zu bauen, dass wir «Competition» haben im Team, dass wir uns gegenseitig fordern und pushen müssen. Das haben wir im Herbst gesehen, als wir alle Spielerinnen eingesetzt haben. Unsere Wechselmöglichkeiten waren ein Hauptunterschied zum letzten Jahr, aber auch zu den meisten Teams der Liga. Wir konnten damit sehr viel von dem Potenzial, das in der Mannschaft steckt, nutzen. Ansonsten ist es auch gelungen, einen gewissen Spirit und ein Credo zu entwickeln. Diesbezüglich sind wir aber noch nicht da, wo ich das haben möchte. Dieser Prozess ist nach einem halben Jahr noch längst nicht abgeschlossen und soll sich in unserem langjährigen Projekt stetig weiterentwickeln.
Der Januar war bisher nicht der Erfolgsmonat mit zwei Niederlagen auswärts gegen NUC. Nach dem Ausfall von Schlüsselspielerin Chantale Riddle ist es schwieriger geworden, enge Spiele für sich zu entscheiden. Wie sehen Sie die Entwicklung?
Neubauer: Seit Dezember sind wir am Suchen nach dem System, wie wir Chantale Riddle am ehesten kompensieren können – 1:1 ersetzen können wir sie nicht. Die Mannschaft weiss auch, dass jede Spielerin fünf bis zehn Prozent mehr bringen muss, um diesen Ausfall auszugleichen. Es ist im Moment ein Findungsprozess für uns, für das Team als Ganzes und auch für einzelne Spielerinnen, um sich wieder neu aufzustellen. Ich habe das Gefühl, wir müssen
wieder in die Schule gehen, um zu lernen. Das ist grundsätzlich kein grosses Problem, wir können das im Februar bis zum Play-off-Start in Ruhe angehen.
Aber am Sonntag steht mit dem Cupviertelfinal in Genf ein erstes K.-o.-Spiel bevor.
Neubauer: Klar. Der Fokus liegt jetzt vorerst auf dem Cupviertelfinal am Sonntag in Genf, wir wollen ins Cuphalbfinal. Und mit dem B-Ligisten Genf haben wir sicher ein machbares Los, auch in der jetzigen Konstellation. Das Volero-Heimspiel am Tag vorher ist im Rahmen «Schule» zu sehen, da werden wir vielleicht die eine oder andere neue Variante ausprobieren.
Welche Optionen haben Sie für den Ersatz von Riddle? Bedauern Sie schon, keinen Ersatz geholt zu haben, zum Beispiel die Hawaiianerin, die bei NUC gelandet ist?
Neubauer: Wir bereuen das nicht. Denn wir hatten das gut analysiert, und es war ja nicht ein Entscheid gegen eine neue Spielerin, sondern im Grunde für die Mannschaft, die wir hier haben. Dass es nicht so schnell geht, Chantale zu kompensieren, war von Anfang an klar. Bei einer neuen Spielerin gilt es immer zu fragen, was gibt der Markt her, wie schnell kann sie da sein (Themen Visum und Arbeitsbewilligung) und im Team auch reifen. Unter dem Strich ist herausgekommen, dass wir auf dem Markt nicht die Spielerin finden konnten, die uns weiterhilft. Wichtig ist jetzt unser Vertrauen ins Team. Und wir haben mit Anja Lutz eine Spielerin, die im Februar nach einer Verletzung zurückkehrt.
Neuenburg zeichnet sich, wenn es in den letzten acht Runden einigermassen normal läuft, als Gegner des VC Kanti im Play-off ab, wo der Vierte gegen den Fünften spielt. Zweimal hat Ihr Team nun auswärts verloren, machen Sie sich schon Gedanken über die Spielstärke von NUC?
Neubauer: Dank unserem Vorsprung von acht Punkten sollten wir den 4. Rang gegenüber Neuenburg halten können. Beim 1:3 haben wir nicht so gut gespielt, beim 0:3 am letzten Sonntag waren die Satzergebnisse viel enger. Wir sind nicht Welten weg von Neuenburg, aber auswärts ist es sicher nie leicht gegen NUC. Und wir haben noch Luft nach oben, auch ohne Chantale Riddle sind wir auf Augenhöhe mit ihnen. Es ist mit einer sehr interessanten Play-off-Runde zu rechnen, zumal sich NUC mit der Hawaiianerin weiter verstärkt hat. Es gilt, auf den Punkt genau parat zu sein für diese Paarung. Der 4. Platz und der Heimvorteil sind da natürlich sehr wichtig.
Bevor es so weit ist, hat der VC Kanti andere Hürden zu überspringen, zum Beispiel morgen gegen Volero Zürich. Lässt sich der ganz grosse Coup vom Saisonstart (3:2) morgen wiederholen, zumal Volero auch in Aesch wieder verloren hat?
Neubauer: Das Spiel gegen Volero ist schwer einzuschätzen. Der Zürcher Fokus liegt klar auf der Champions League, denn bei der Niederlage in Aesch hat ihre Starspielerin Rosir Calderon Diaz nicht gespielt. Sie ist ein bisschen angeschlagen und wird vor allem in der Champions League forciert. Ohne sie sind die Zürcherinnen sicher verwundbarer, aber bei uns fehlt ja mit Chantale Riddle auch eine wichtige Akteurin. Wir haben nichts zu verlieren. Für uns geht es darum, ein gutes Spiel zu machen im Hinblick auf den Cup in Genf.
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